03.05.2018, 10:12 Uhr

Regionalbahn: Heftige Kritik an Brandenburger Verkehrsplänen
PNN (Quelle: pnn.de)

Mit heftiger Kritik an der Landesregierung, an Bahn und Stadtverwaltung hat sich Potsdams CDU-Chef und Landtagsabgeordneter Steeven Bretz zu Wort gemeldet. „Die Landesregierung lässt die vielen Potsdamer Pendler im Stich“, so Bretz. „Und das Potsdamer Rathaus schaut zu und schweigt.“

Anlass der Kritik ist die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage von Bretz und dem CDU-Landtagsabgeordneten Rainer Genilke zum Regionalverkehrsangebot für Potsdam. Darin begründete die Landesregierung ihre Absage an eine Taktverdichtung auf der stark genutzten Pendlerverbindung des RE1 vor dem Jahr 2022 – während auf anderen Strecken das Angebot ausgeweitet wird.

Bretz bezog sich auf einen entsprechenden PNN-Bericht. Laut Antwort der Landesregierung sei „die Angebotsqualität auf dem stärkst nachgefragten Abschnitt zwischen Potsdam Hauptbahnhof und Berlin Charlottenburg gut“. „Die Nachfrage zur Hauptverkehrszeit übersteigt die Zahl der angebotenen Sitzplätze nicht“, behauptet die Landesregierung.

-> Hier können Sie den gesamten Artikel lesen

-> Die erwähnte Anfrage und unser Pressestatement dazu finden Sie weiter unten

Verweisen möchten wir vor allem auf die Antwort zu den Fragen 1, 5 und 7:

Zu Frage 1:

„Die Angebotsqualität im SPNV auf dem stärkst nachgefragten Abschnitt zwischen Potsdam Hbf. und Berlin Charlottenburg ist gut. Neben 6 S-Bahn-Zügen der Linie S7 verkehren zur HVZ vier Regionalverkehrszüge pro Stunde. Die Nachfrage zur HVZ übersteigt die Zahl der angebotenen Sitzplätze nicht.

Westlich Potsdams verfügen die im Halbstundentakt verkehrenden Regelzüge der RE1 über 600 Sitzplätze pro Doppelstockzug. Auf einzelnen Fahrten erreicht bzw. überschreitet die Zahl der Fahrgäste die Zahl der angebotenen Sitzplätze“.

Zu Frage 5:

„Auf die Antworten zu den Fragen 1 bis 4 wird verwiesen. Die Verhandlungen zu möglichen Angebotsverbesserungen fanden im Rahmen bestehender Verkehrsverträge statt. Sie mussten sich daher auf Pendlerlinien konzentrieren, bei denen ohne erhebliche Änderungen im Fahrzeugeinsatz die Kapazitäten bestehender Zugfahrten erhöht werden können. Im Ergebnis der Gespräche mit dem Vertragsunternehmen DB Regio AG waren bei der Linie RE1 keine weiteren Erhöhungen möglich“.

Zu Frage 7:

„Im Verkehr von und nach Potsdam ist ab 2019 der Ausbau der S-Bahn-Infrastruktur vorgesehen. Dadurch kann die Fahrzeit der S7 Richtung Potsdam verkürzt, die Attraktivität der S-Bahn zum parallelen Regionalverkehr gesteigert und können die hohen Kapazitäten der S-Bahnzüge besser genutzt werden.

Die Verdichtung des RE1-Taktes ist erst mit Wirksamkeit des neuen Verkehrsvertrages ab Dezember 2022 möglich und vorgesehen.“


Hierzu von mir folgendes Statement:

„Die Antwort der Landesregierung zur Situation des ÖPNV zwischen Potsdam und Berlin muss vielen Pendlern wie blanker Hohn vorkommen. Zu behaupten, die Nachfrage würde zu Hauptverkehrszeiten nicht die Zahl der Sitzplätze übersteigen und die Angebotsqualität auf dieser Strecke sei „gut“, ist eine wirklichkeitsfremde Einschätzung, die lebensferner kaum sein könnte. Wer allen Ernstes solche Fehleinschätzungen trifft, sollte darüber nachdenken, den Job zu wechseln.

Die Landesregierung verweist zur Begründung des Status Quo auf die bestehenden Verkehrsverträge mit der Bahn. Der aktuelle Verkehrsvertrag für den RE1 wurde im Jahr 2011 geschlossen und läuft 2022 ab. Nun könnte man aus den aktuellen Fehlern lernen und Verträge nicht mehr derart langfristig schließen, um auf Veränderungen der Fahrgastzahlen flexibler reagieren zu können. Doch statt aus den Missständen zu lernen, wollen SPD und Linke den neuen Verkehrsvertrag gleich wieder bis 2034 festschreiben und das, obwohl gerade für die Landeshauptstadt Potsdam Bevölkerungsprognosen ständig neu geschrieben werden müssen.

Von ihrer bisherigen – sehr fadenscheinigen - Argumentation, es gebe kein verfügbares Wagenmaterial für die Strecke Potsdam - Berlin, rückt die Landesregierung in ihrer Antwort nun ab und erklärt, es fehlten „zusätzliche Trassen im Linienverlauf“. Einen Lösungsansatz für dieses langjährig bekannte Problem bietet die Antwort allerdings nicht. Verwunderlich ist auch die Aussage der Landesregierung, dass ab 2019 die Attraktivität der vergleichsweise langsamen S-Bahn gesteigert werden könne, spricht doch die Bahn selbst von der Berliner Stadtbahn als einem „überlasteten Fahrweg“. Eine wesentliche Verbesserung ist wohl auf lange Jahre nicht zu erwarten.

Die Landesregierung redet das wachsende Problem schön und lässt die vielen Potsdamer Pendler im Stich. Das ist wahrlich keine Politik mit Zukunftsperspektive, hier macht man es sich auf dem Rücken der ÖPNV-Nutzer schlicht zu einfach. Und das Potsdamer Rathaus schaut zu und schweigt, anstatt sich in dieser wichtigen Angelegenheit für ihre Bürger einzusetzen. Mit der Taktik des Aussitzens wird die Situation aber nicht besser, sondern noch schlechter.“