04.05.2018, 12:56 Uhr

Überdurchschnittlich viele Tote nach Herzinfarkten in Brandenburg
PNN (Quelle: pnn.de)

In Brandenburg sterben deutlich mehr Menschen an einem Herzinfarkt als im Bundesschnitt. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Landesregierung auf eine Parlamentarische Anfrage des Potsdamer CDU-Abgeordneten Steeven Bretz hervor. Demnach starben 2015 – aktuellere Zahlen hat das Land nicht – 2377 Brandenburger in Folge eines Herzinfarkts, davon waren 1328 männlich. Bezogen auf 100 000 Einwohner sind das fast 43 Fälle. Bundesweit waren es mit statistisch knapp 30 Todesfällen in Relation zur Einwohnerzahl deutlich weniger. Den traurigen Rekord hält der Landkreis Teltow-Fläming mit fast 65 Fällen, in Potsdam waren es hingegen 22 Todesfälle pro 100 000 Einwohner. [...]

Im Ernstfall können auch Defibrillatoren, also Geräte gegen Kammerflimmern, die von Laien benutzt werden können, helfen, bis der Notarzt eintrifft. Pläne, landesweit Standorte für Defibrillatoren zu erfassen, gibt es nach Angaben der Landesregierung nicht. Man sehe dafür „derzeit keinen Handlungsbedarf“. Insofern gibt es auch keine Zahl, wie viele der lebensrettenden Geräte es an öffentlichen Standorten gibt.

-> Hier können Sie den gesamten Artikel lesen

-> Hier finden Sie die im Artikel erwähnte Kleine Anfrage

Hier finden Sie auch unser Pressestatement zur Anfrage:

Verweisen möchten wir vor allem auf die Antwort zu den Fragen 6, 7, 8, 9, 10 sowie 11:

Zu Frage 6:
„Der Landesregierung liegen keine Angaben im Sinne der Fragestellungvor“.

Zu den Fragen 7, 8 und 9:
„Da eine Meldepflicht für die Installation bzw. den Betrieb von Defibrillatoren nicht besteht, entzieht sich die Ausstattung in der Landeshauptstadt Potsdam einer Bewertung.

Auf Nachfrage teilte die Landeshauptstadt Potsdam folgende bekannte Stationierungsorte von Defibrillatoren mit:

- Hauptbahnhof Potsdam,

- Hasso-Plattner-Institut,

- Stern-Center,

- Hans-Otto-Theater,

- Liegenschaft des RBB,

- Neues Palais, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten,

- Bäderbetriebe der LH Potsdam.

Die Erweiterung von Standorten für Defibrillatoren auf Einrichtungen mit einer regelmäßig größeren Konzentration von Personen wird seitens der Landeshauptstadt als grundsätzlich begrüßenswert eingeschätzt.“.

Zu Frage 10:
Eine landesweite Standorterfassung ist nicht vorgesehen.

Zu Frage 11:
Die Landesregierung sieht derzeit keinen Handlungsbedarf.

Hierzu von mir folgendes Statement:

„In Brandenburg, das zeigen die Statistiken 2014 und 2015 der Landesregierung, ist die Zahl der Herzinfarkt-Sterbefälle pro 100.000 Einwohner im deutschlandweiten Vergleich überdurchschnittlich hoch. Es ist sehr bedauerlich, dass die Landesregierung angesichts dieser Zahlen „keinen Handlungsbedarf“, beispielsweise in Bezug auf die zentrale Standorterfassung von Defibrillatoren, sieht. Defibrillatoren können aber erwiesenermaßen Leben retten. Gerade bei akuten Herz-Kreislaufattacken kommt es auf jede Sekunde an. Mit den aktuellen Geräten, welche akustisch oder mit Hilfe von Informationstafeln auch für ungeübte Personen einsetzbar sind, ist eine möglicherweise lebensrettende Erstversorgung möglich. Die Landesregierung  sollte  mindestens ein Interesse an einer Sensibilisierung der Bevölkerung haben. Leider ist das offensichtlich nicht der Fall.

Was die Anzahl der Sterbefälle durch einen akuten Herzinfarkt betrifft, so schneidet im Landesvergleich die Stadt Potsdam tatsächlich gut ab. Aus vielen Bürgergesprächen wissen wir dennoch, dass es einen Wunsch nach öffentlich zugänglichen Defibrillatoren auch in Potsdam gibt. Kaum jemand weiß allerdings, wo sie sich befinden, auch das Potsdamer Rathaus offensichtlich nicht. Hier tut Aufklärung not, denn nur auf Nachfrage, wie die Landesregierung schreibt, kann die Stadtverwaltung lediglich sieben Standorte nennen. Ein Gesamtverzeichnis aller Geräte zu veröffentlichen, beispielsweise über eine zentrale Webseite und App, sollte doch ein Unterfangen sein, das gemeistert werden kann.

Wie in der Antwort der Landesregierung steht, schätzt die Stadtverwaltung Potsdam die Erweiterung von Standorten „als grundsätzlich begrüßenswert“ ein. Dies begrüßen wir sehr, denn ob sieben Defibrillatoren in einer wachsenden Landeshauptstadt wie Potsdam ausreichend sind, ist stark zu bezweifeln.“